Eine Baustelle mit besonderem Charme
23.11.2024 (Werner Fademrecht/NWZ) – Heuerhaus Golfclub Oldenburger Land saniert sein altes Wahrzeichen
Dingstede – Das alte Heuerhaus auf dem Golfclubgelände vor den Toren Dingstedes ist eine Baustelle mit besonderem Charakter. Während draußen Metallträger das Mauerwerk abstützen und Handwerker morsche Holzbalken passgenau durch neues Material ersetzen, kümmern sich im Innern Gastronom
Merdjan Dervisi und sein Team weiter, wie gewohnt, um die Gäste. Wie alt das Heuerhaus genau ist, das nur einen Steinwurf von der Geschäftsstelle des 1996 gegründeten Golfclubs Oldenburger Land (GCOL) entfernt liegt, darüber gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Auf dem Torsturz über dem Haupteingang prangt ein historisch anmutender Schriftzug mit den Worten „Hinrich Grashorn und desen Frau Anna haben deses Haus gebauet Anno 1729“. Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege spricht in seiner Objektbeschreibung von einem „beispielhaften Fachwerkhallenhaus des frühen 19. Jahrhunderts“, dessen Erhaltung wegen seines Zeugnis- und Schauwertes im öffentlichen Interesse liege.
Frage des Alters
Ob nun 100 Jahre jünger oder älter – dem Golfclub war das herzlich egal, als vor rund zwei Jahren klar war, dass es ohne Sanierung nicht mehr lange gutgehen würde. Das Heuerhaus ist so etwas wie das Markenzeichen des Clubs und prangt deshalb auch auf dem Logo des eingetragenen Vereins. Wegen des Denkmalschutzes gelten für die aufwendige Sanierung besondere Anforderungen. „Jeder neue Balken muss zuerst genehmigt werden“, sagt Jochen Rackebrand, Beiratsvorsitzender der Kommanditgesellschaft, die für die wirtschaftlichen Aspekte, Besitz und Verpachtung des etwa 61 Hektar großen Geländes zuständig ist. Beispiel neue Fensterrahmen: Holz als Material reiche dem Monumentendienst in Ahlhorn nicht, es müsse schon Lerche sein, so Rackebrandt. Neu eingedeckt wird das große Reethdach. Da erscheint es fast schon niedrig, dass der Golfclub mit Gesamtkosten in Höhe von 200.000 Euro kalkuliert. „Wir
haben zum Glück viele motivierte Mitglieder, die in ihrer Freizeit mit anpacken“, freut sich Clubpräsident Uwe Schramm. Auch wer kein Experte ist, kann beispielsweise beim Säubern der alten Klinkersteine vom Mörtel helfen und damit ihre Wiederverwendung ermöglichen.
Regionales Know-How
Dort, wo es auf Fachleute ankommt, sind regionale Handwerksbetriebe gefragt: die Uwe Thormählen GmbH (Bardenfleth), die auf ökologischen Holzbau spezialisierte Zimmerei 862 (Brake), die Malerei Rigbers (Ganderkesee), die Westermann Heizung-Sanitär GmbH (Brettorf) und die Tischlerei Tapken (Garrel). Am Ende der Arbeiten, so der Plan, wird ein Effizienzhaus der Klasse KfW 160 EH stehen. Das ist weit vom, bei modernen Neubauten üblichen,
KfW-40-Standard entfernt, aber dennoch eine deutliche Verbesserung. „Früher lagen wir jenseits der 300“, so Rackebrandt. Bis zur Saisoneröffnung im
April 2025, so hofft Beiratsmitglied Renate Eriksen gemeinsam mit Jochen Rackebrandt und Uwe Schramm, wird das Heuerhaus in neuem Glanz erblühen.
Quelle: NordWest-Zeitung vom 23.11.2024